Harsum

1000 Jahre Geschichte

1022 – 2022

Harsum – 1022 bis heute. Eine bewegende Geschichte!

Die älteste urkundliche Erwähnung Harsums ist in der Schenkungsurkunde des Bischof Bernward an das Michaeliskloster vom 01.11.1022 nachzulesen, der damals als Ort „Heredissem“ bezeichnet wurde. Über eine Besiedelung des Ortes schon 6000 Jahre vor Christi Geburt zeugen ur- und frühgeschichtliche Funde bei Bauarbeiten am Tannenkamp und jetzt zuletzt bei der Erschließung des Baugebietes „Ährenkamp“ durch die Landes-Archäologie.

Erhalten sie auf der Seite Kulturium weitere Informationen zu Sehenswürdigkeiten rund um Harsum.

Geschichte der Pfarrkirche Sankt Cäcilia

Aus dem „Harsumer Heimatbuch von 1967“ entnehmen wir aus einem Artikel von Prof. Dr. Algermissen, einem gebürtigen Harsumer, dass die Gründung der Kirche leider im Dunkeln liegt.

Nahe dem Freihof, der heutigen Domäne, erhielt die Kirche wahrscheinlich schon früh ihren Platz. Dass sie als einzige Kirche der Diözese der Jungfrau und Märtyrin Cäcilia als Patronin geweiht wurde, deutet auf ein hohes Alter hin.

Bei Ausschachtungsarbeiten 1883/84 wurden leider keine eingehenden Altersuntersuchungen gemacht. Aus einer Urkunde geht hervor, dass St. Cäcilia schon im Jahr 1275 Pfarrkirche war, dass wohl aber schon seit langem.

1461 wurde die Gemeinde zu einem steinernen Neubau angeregt, wie es aus einem im Jahr 1885 eingebauten Turmstein hervorgeht.

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kirche derart zerstört, dass sie von den Harsumern fast komplett neu aufgebaut werden musste und wahrscheinlich 1650 wieder benutzt werden konnte.

Weil die Kirche für die angewachsene Gemeinde zu klein wurde, legten am 05.10.1732 die Domkapitulare von Hoerde und von Twickel, nach vorausgegangenem heftigem Streit zwischen Gemeinde und dem Domkapitel, den Grundstein für die neue Kirche, die 6427 Thaler kosten sollte.

Am 20.11.1883 schlug ein Blitz in den hölzernen Kirchenturm ein und St. Cäcilia brannte bis auf die Mauern nieder.

Der Sanierungs-Plan des bekannten Architekten Christoph Hehl aus Hannover, sah 1886 eine dreischiffige, gewölbte Basilika im spätromanischen Stil vor, deren 68m hoher Turm zum Wahrzeichen von Harsum wurde.

1984 bis 1986 wurde St. Cäcilia von Grund auf renoviert und Altar, Ambo und Taufbecken so positioniert, wie sie noch heute zu sehen sind.

Die prunkvolle Ausmalung, der Kreuzweg, die Kanzel und Heiligen Statuen werden sich den Besuchern am besten bei einer Führung durch den „Cäcilien-Dom“ erschließen.

Geschichte der Sankt Andreas Kirche

Die St. Andreas-Kirche, das Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Harsum und Asel, wurde nach der Grundsteinlegung vom 10.11.1910 (Geburtstag Martin Luthers) fast genau ein Jahr später am 19.11.1911 von Generalsuperintendent Dr. Strisser aus Hildesheim unter großer Beteiligung der Bevölkerung an seinem jetzigen Standort in der Osterfeldstraße eingeweiht.

Nach der Reformation 1520 wurde bereits evangelisch in Harsum gepredigt.
Schon vor 1904 gab es eine ev. Kirchengemeinde, die sich ab 1907 regelmäßig auf einem Saal der Ziegelei Harsum unter nicht geringem Widerstand der Harsumer Bürgerinnen und Bürger zum Gottesdienst traf.

1916 wurde das gegenüberliegende Gebäude als Pfarrhaus gekauft und bekam 1945 ein eigenes Pfarramt.

Anlässlich der 40 Jahrfeier wurde 1951 wurde ein neuer Zaun um das Kirchgelände aufgestellt, ein Taufbecken und mehrere Bänke angeschafft.

1959 wurde St. Andreas grundlegend innen und außen renoviert. Neben der Erhöhung der Altarnische um einen Meter, der Neuverglasung der Fenster, Umbau der Kronleuchter zu Wandleuchtern, Aufstellung einheitlicher Kirchenbänke, der Brüstung als Abgrenzung zum Altar, der Gedenktafel an Westwand, und Innenvermalung erhielt die Kirche auch eine neue Orgel.

Der idyllische Kirchteich bot in den Wintermonaten vielen Generationen Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen.

Am 06.01.1963 ist Glockenweihe: Die Kirchengemeinde hat bei der Firma Schilling in Heidelberg zwei neue Bronzeglocken gießen lassen. Sie wurden am 6. Januar 1963 durch Landessuperintendent Dr. Heintze eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben
28.11.1971 ist die Einweihung des neuen Gemeindehauses – es wird in den Aufzeichnungen immer „Jugendheim” genannt.

Am 21.07.1991 wird der Kindergarten „Regenbogen“ eingeweiht.
Nach einer Stiftungsgründung am 21.03.2006 wird am 03.07.2005 das Gemeindehaus und am 01.03.2011 die erste Kinderkrippe eingeweiht.

Am 26.06.2020 konnte die evangelische Pfarrgemeinde als derzeit letztes Highlight nach nur 10-monatiger Bauzeit ein neues Krippengebäude mit Sozialräumen an der Martoin-Luther-Straße mit Frau Pastorin Beisse einweihen.

Geschichte

Geschichte der Landfrauenschule in Harsum,
Kaiserstraße 27

Am 17.09.1854 wurde das Gebäude als Krankenhaus vom Bischof Eduard Jakob eingeweiht und den Vinzentinerinnen (den Barmherzigen Schwestern) übergeben.

Aufgabe der Schwestern war die Krankenpflege dort im Haus und im Dorf.

1896 wurde das Haus abgerissen und das heutige dreistöckige Gebäude für Kranke aus allen Dörfern im Nordteil des Landkreises errichtet.

Am 1. Oktober 1924 wurde der Krankenhausbetrieb aufgegeben und eine Haushaltungsschule eröffnet, die schon 1925 die staatliche Anerkennung durch die Landesschulbehörde erhielt.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der Militärbehörde beschlagnahmt und zwischenzeitlich als Lazarett genutzt.

1960 wurde die Landfrauenschule endgültig geschlossen und die Vinzentinerinnen nutzten es von nun an als Altenheim.

1992 wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite im ehemaligen Nutzgarten ein zeitgemäßer Neubau eingeweiht und die ehemalige Landfrauenschule zum Haus St. Bernwards umgebaut. Es bietet heute 19 Seniorinnen und Senioren behindertengerechte betreute Wohnungen.

Abschied aus Harsum

Im Altenpflegeheim St. Elisabeth hat die feierliche Verabschiedung der letzten beiden Vinzentinerinnen aus Harsum stattgefunden. Die Schwestern M. Liboria Rolf und Maria-Luise Wiegers werden in den Konvent Katharina im Altenpflegeheim St. Paulus in Hildesheim umziehen. Damit endet nach über 168 Jahren die bewegte Geschichte der Vinzentinerinnen im Ort.

Schwester M. Teresa Slaby, Generaloberin der Vinzentinerinnen Hildesheim, dankte Schwester M. Liboria Rolf sowie Schwester Maria-Luise Wiegers bei der Verabschiedung im Altenpflegeheim St. Elisabeth für ihren zehnjährigen Dienst in Harsum. Beide hatten sich für Seelsorge und Gottesdienste im Haus engagiert sowie an der Pforte mitgearbeitet und den Telefondienst versehen. „Sie waren das freundliche Gesicht, das die Gäste im Altenpflegeheim St. Elisabeth begrüßte“, wandte sich Generaloberin an ihre Mitschwestern. „Die Menschen in Harsum werden sich an Sie erinnern.“

Wie sehr die Schwestern auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im St. Elisabeth ans Herz gewachsen sind, machte Heimleitung Manuela Wenzel deutlich. „Wir machen uns selbstverständlich Gedanken, wie wir Ihren Geist in unserem Haus erhalten.“ Und auch den persönlichen Kontakt zu den Schwestern werde sie nicht abreißen lassen. „Sie werden uns nicht so ohne Weiteres los“, sagte die Heimleiterin mit einem Augenzwinkern.

Bürgermeister Marcel Litfin blickte auf die 168jährige Geschichte der Vinzentinerinnen in Harsum zurück. Von der Gründung des ersten Konvents der Vinzentinerinnen im Jahr 1854, eng verbunden mit dem Aufbau eines kleinen Krankenhauses. Im Jahr 1896 wurde das sogenannte „Hartmannsche Haus“ durch einen Neubau ersetzt. Dort wurde im Jahr 1924 eine Landfrauenschule eröffnet, die im Jahr 1960 schließlich zum Altenpflegeheim St. Elisabeth umgebaut wurde. Die Vinzentinerinnen Hildesheim seien in Harsum eigentlich nicht wegzudenken, fügte Ortsbürgermeister Reinhard Wirries hinzu, der wie Marcel Litfin auch in den Kindergarten St. Vinzenz im Ort gegangen war. „Man wusste, die Schwestern sind da. Und wenn die Schwestern da sind, ist alles gut.“

Die Dankbarkeit für diese reiche Geschichte hatte zuvor auch Gemeindepfarrer Dr. Roland Baule in den Mittelpunkt eines stimmungsvollen Gottesdienstes in der hauseigenen Kapelle des Altenpflegeheims St. Elisabeth gestellt. Dabei zeichnete er in seiner Familiengeschichte und Berufsbiographie nach, wie tief das Wirken der Ordensschwestern in Harsum und der Region Hildesheim verwurzelt ist. Pfarrer Baule betonte außerdem die besondere Bedeutung der geistlichen Begleitung und Seelsorge durch Schwester M. Liboria und Schwester Maria-Luise. Er verband damit eine Bitte für die Zukunft: „Nehmen Sie uns, nehmen Sie Harsum mit ins Gebet.“

Am Sonntag, 29. Januar 2023, werden in der Sonntagsmesse um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Cäcilia in Harsum die Schwestern M. Liboria Rolf und Maria-Luise Wiegers von der Gemeinde verabschiedet.

Bild – Vinzentinerinnen Abschied aus Harsum

Feierliche Verabschiedung der letzten Schwestern der Vinzentinerinnen Hildesheim aus Harsum. V.l.n.r. Pfarrer Dr. Reinhard Baule, Heimleitung Manuela Wenzel, Schwester Maria-Luise Wiegers, Schwester M. Liboria Rolf, Pfarrer Stefan Bringer, Generaloberin Schwester M. Teresa Slaby, Bezirksbürgermeister Marcel Litfin. Foto: Vinzentinerinnen Hildesheim / Balzer

Bei Rückfragen zur Presseberichterstattung wenden Sie sich gerne an Max Balzer – telefonisch unter 05121 / 109850 bzw. 0176 / 80694076 oder per E-Mail an m.balzer@kongregation-hi.de.

Geschichte der Marienkapelle am Muttergottesholz

Am östlichen Waldrand des Muttergottesholzes steht in der Marienkapelle eine überlebensgroße barocke Marienfigur mit dem Jesuskind auf dem Arm. Sie wurde 1726 vom Präfekten von Steuerwald, Johannes Heinrich Cordes, errichtet.

1857 wurde die Marienkapelle fertiggestellt und von Pfarrer Anton Paasch bei der Herbstprozession feierlich der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ geweiht.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde 1919 als Mahnung und Bitte das Mosaikschriftband „ REGINA PACIS ORA PRO NOBIS“ (Königin des Friedens, bitte für uns) über der Marienstatue angebracht.

1954 gab der Kunstmaler Konrad Rosendahl der Gottesmutter und der Nische einen neuen Anstrich, überwiegend in blau gehalten.

Im 250. Jubiläumsjahr unserer Gottesmutter (1976) musste die Marienfigur komplett restauriert werden und erhielt ihr altes farbenprächtiges Gewand zurück. Im selben Jahr wurde auch das neue schmiedeeiserne Gitter mit den Lichtampeln von der Firma Wedekin (Johannes Kreipe) angebracht.

Noch heute werden Marienandachten vor dem Muttergottesbild gefeiert und viele Gemeindemitglieder führt es nach dem Gang zum Friedhof zu der einmaligen Marienfigur, um Kerzen für Verstorbene, Gefallende oder den Weltfrieden anzuzünden.

Die Sage vom wilden Jäger Robert,
der seine Geliebte erschoss

Eine besondere Kostbarkeit besitzt Harsum in seinem schönen 74 Hektar großen Auenwald, der sich westlich des Dorfes am Hildesheimer Stichkanal hinzieht und von vielen Natur- und Wasserfreunden gern aufgesucht wird. Vor 10 Jahren stellte man ihn unter Landschaftsschutz. In zahlreichen Heimatsagen, wie Die Liurburg, Braumeister und Opferstuhl, Jäger Robert und das Doppelkreuz, die uns ein Bild von der Bezogenheit der Vorfahren zum vermitteln, wird das Harsumer Holz besungen.

In der Nähe der heutigen Badestelle ziert ein merkwürdiges Doppelkreuz mit zwei gleichen Querbalken den südlichen Waldrand. Vor mehr als 150 Jahren hat erstmals ein solches Holzkreuz hier am Wege zwischen der neuen Waldschenke und dem Kanal seine Aufstellung gefunden. Vordem war es ein gewöhnliches Waldkreuz mit einem Querbalken, an dem ein Korpus in Lebensgröße gehangen haben soll. Weshalb nun das seltsame Doppelkreuz gerade seinen Platz fand, erzählt die aufschlussreiche, interessante Sage:

Der aus adeligem Geschlecht stammende Jäger Robert, der auf seinen Beutezügen den Bauern der Umgebung oft schwer zusetzte, hatte seiner Jugendgeliebten Clementine im Leinetal den Abschiedsbrief geschrieben und sich der Tochter des Gutspächters in Harsum zugewandt. Vergeblich versuchte Elfriede, so hieß die blonde Pächterstochter, den übermütigen Robert von seinem gottlosen Lebenswandel abzubringen. Sie betete gerade wieder in dunkler, stürmischer Frühlingsnacht am Waldkreuz, als ihr Liebhaber Robert im Dorfkrug den Zechgenossen sein freches, verwegenes Vorhaben, selbst auf den Gekreuzigten zu zielen, ankündigte. Der infolge der Schneeschmelze über die Ufer getretene Dorfbach, meinten seine Freunde, würde ihn nicht durchlassen. Doch mit dem abweisenden Ruf „Unsinn! Unsinn!“ – wovon der Wasserlauf, an dem Harsum liegt, seinen Namen bekommen haben soll – setzte Robert in hastigen Sprüngen über den Bach. Bald krachte vor dem Waldkreuz der frevelhafte, unheilstiftende Schuss. Mit lautem Schrei stürzte Elfriede, die immer noch zu Füßen des Kreuzes gebetet hatte, zu Boden und fand den Tod durch die Hand des vor Schreck erstarrten Geliebten.

Der verblendete Robert soll dann mit angelegter Waffe in einen hölzernen Wegweiser verwandelt worden sein, um sein schändliches Tun zu verewigen.

Das alte Wegkreuz, das 30 Meter weiter im Walde stand, der (nach der Chronik) durch seine vielen Sümpfe und Wassergräben keinen erfreulichen Aufenthalt bot, ist dann zerfallen. An dessen Stelle errichtete man vor Jahrzehnten das merkwürdige Doppelkreuz, das jetzt noch als erste Station bei der Flurprozession dient. Wenn auch mancher geneigt ist, die Aufstellung dieses eigenartigen Flurkreuzes auf die Teilnahme Harsumer Männer am Russlandfeldzug Napoleons zurückzuführen, so hält es doch auch die Erinnerung an die unglückliche Elfriede und die Entstehung des Namens Unsinnbach für immer wach.

Quelle: Kulturium